Der Dressierte Mann Das Polygame Geschlecht Das Ende Der Dressur by Vilar Esther
Autor:Vilar, Esther [Vilar, Esther]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423361347
Google: 4xTpPQAACAAJ
Herausgeber: Dt. Taschenbuch-Verl.
veröffentlicht: 2003-01-01T23:00:00+00:00
Die weibliche Libido
Die weibliche Sexualität bereitet den Männern Unbe-hagen. Denn sexuelle Erregbarkeit und Orgasmus lassen sich bei der Frau - ganz im Gegensatz zum Mann
- schwer kontrollieren. Die Männer sind also bei ihren Untersuchungen hauptsächlich auf jene Informationen angewiesen, die ihnen die Frauen freiwillig zukommen lassen. Und da eine Frau an wissenschaftlich exakten Ergebnissen in keiner Weise interessiert ist und immer nur an den nächstliegenden Vorteil denkt, wird sie immer nur gerade das aussagen, was ihr in dieser oder jener speziellen Situation opportun erscheint. Deshalb führen die vielen Untersuchungen - etwa über die Fri-gidität der Frau, über ihre GenuÃfähigkeit beim Geschlechtsakt, ob sie einen mit dem des Mannes vergleich-baren Orgasmus hat - zu genau entgegengesetzten Resultaten (es sei unterstellt, daà auch Masters & John-son die Durchschnittsfrau nicht auf ihren Prüfstand bekamen). Der Mann schwankt daher zwischen der Annahme, die Frau habe überhaupt keinen Sexualtrieb, und alles sei nur Komödie, und der Furcht, sie sei in Wirklichkeit viel potenter als er (und verschweige ihm das aus Mitleid), ständig hin und her. Um sich GewiÃ-
heit zu verschaffen, arbeitet er immer neue, noch besser ausgeklügelte Fragen und Fragebogen aus, in der selbstverständlichen Erwartung, die Frauen beantwor-io7
teten sie im Dienst der höheren Sache gewissenhaft.
Eine trügerische Erwartung!
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte: Die Frauen sind zwar nicht wild auf Geschlechtsverkehr (sonst gäbe es sicher mehr männliche Prostitution), andererseits ist ihnen der Geschlechtsakt auch nicht verhaÃt, wie oft behauptet wird.
Die Frau existiert auf einem animalischen Niveau, sie iÃt gern, trinkt gern, schläft gern, und auch Sex gefällt ihr - vorausgesetzt, sie versäumt dadurch nichts Besseres und muà sich dafür nicht übermäÃig anstrengen. Im Gegensatz zum Mann würde sie nie gröÃere Strapazen auf sich nehmen, um einen Partner ins Bett zu bekommen: Wenn sie ihn aber schon in ihrem Bett hat (und wenn sie nicht gerade eine kosmetische GroÃaktion beabsichtigt oder im Fernsehen ein Programm läuft, das sie gern sehen würde), ist sie -
vorausgesetzt, dieser Mann übernimmt die aktive Rolle - dem Geschlechtsverkehr durchaus nicht abgeneigt.
Denn auch die schöne Bezeichnung »aktiv« für den männlichen Part und »passiv« für den weiblichen kann nicht darüber hinwegtäuschen, daà sich die Frau auch im Bett - wie sonst überall im Leben - vom Mann bedienen läÃt. Auch wenn er dem Mann Lust verschafft, ist der Geschlechtsakt doch letzten Endes nichts wei-io8
ter als eine Art Service an der Frau, bei dem der Mann der bessere Liebhaber ist, der einer Frau geschickter rascher und länger Lust verschafft.
Weil die Männer zumindest ahnen, daà eigentlich sie diejenigen sind, die während des Geschlechtsakts miÃbraucht werden, hatten sie schon immer eine gewisse Angst vor der weiblichen Libido. Man findet diese Angst in vielen Riten vergangener Kulturen, in den philosophischen Werken Schopenhauers, Nietz-sches, in den Romanen Baudelaires, Balzacs, Monther-lants, in den Dramen von Strindberg, Tennessee Williams, O'Neill. Doch seit der Erfindung der Gebur-tenkontrolle durch Ovulationshemmer - der sogenannten Anti-Baby-Pille - hat diese Angst hysterische Formen angenommen. Es werden ganze Bücher darüber geschrieben, ob und wie sehr der Mann die Frau in sexueller Hinsicht fürchten müsse, ganze
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